Das Dendrochronologische Forschungslabor am Rheinischen Landesmuseum Trier wurde am 1. April 1970 gegründet. Die Leitung der neu gegründeten Institution übernahm seinerzeit Oberstudienrat Ernst Hollstein, der hierzu vom Dendrochronologischen Forschungslabor der Universität Köln an das Rheinische Landesmuseum Trier wechselte. Hollstein hatte sich dabei in den vorangegangenen Jahren, zunächst autodidaktisch, anschließend im Rahmen seiner Beschäftigung in Köln einen Ruf als exzellenter Dendrochronologe erarbeitet. Als einer der Pioniere auf diesem Gebiet in Deutschland trug er dementsprechend maßgeblich dazu bei, dass die bis dato mitunter skeptisch betrachtete Dendrochronologie als eigenständige naturwissenschaftliche Fachdisziplin ihre Anerkennung durch die historischen Wissenschaften fand und letztlich heutzutage zum naturwissenschaftlichen Standardrepertoire kulturhistorischer Forschungsdiziplinen gezählt werden kann.
Im Zentrum seines Schaffens lag dabei die Entwicklung einer fortlaufenden und überregionalen Eichenchronologie für Westdeutschland einschließlich Luxemburg, Belgien, den südlichen Niederlanden und Lothringen in Frankreich. Seinen Höhepunkt fand dieses Forschungsprojekt letztlich in der Veröffentlichung der Monographie „Mitteleuropäische Eichenchronologie“ von 1980, die in dieser Form einen Zeitraum von 690 v. Chr. bis 1975 n.Chr. umfasst und noch heute eine der wenigen frei verfügbaren Langzeitchronologien im mitteleuropäischen Raum darstellt. Mit Hilfe dieser Grundlage und der jeweiligen Vorläuferchronologien gelang es Hollstein dabei eine Vielzahl von regionalen und überregionalen Holzfunden teilweise jahrgenau zu datieren. Exemplarisch seien hierbei die Datierungen an und im Umfeld der Römerbrücke erwähnt, die mit einer Datierung von 17 v.Chr. für Reste einer ehemals vorhandenen frührömischen Pfahljochbrücke mitunter einen essentiellen Beitrag zur Aufklärung der Entstehungsgeschichte der Stadt Trier lieferten.
Daneben zeichnete sich das Wirken Hollsteins durch ein besonderes Interesse an der statistischen Datierungs-Methodik aus. So entwickelte er trendbereinigte Vergleichswerte, die sogenannten Wuchswerte, als logarithmierte Unterschiede zwischen Ringbreiten aufeinanderfolgender Jahre. Die darauf basierenden t-Werte nach Hollstein sind dabei noch heute ein Parameter der standardmäßig in aktuellen dendrochronologischen Softwarelösungen seine Anwendung im Rahmen des Cross-Datings, also der Auffindung von Synchronlagen für die Datierung von Holzproben findet.